Ralf Beyersdorfer
Zur Erinnerung an Dr. Arthur Trautmann, anlässlich seines 125. Geburtstages
„Weil jeder Teil den anderen stützt konnt‘ ich Jahrhundert steh’n. Wenn jeder so dem Ganzen nützt wird keiner untergeh’n“ – wer aufmerksam durch Walldürn läuft, kann diese Worte des sozialdemokratischen Bürgermeisters Dr. Arthur Trautmann auf dem Historischen Rathaus lesen. Wie kaum ein anderer hat er die Entwicklung Walldürns geprägt und so findet man noch heute in ganz Walldürn Spuren seines Wirkens.
Als die Stelle des Bürgermeisters in Walldürn ausgeschrieben wurde, bewarb sich Dr. Trautmann erstmals erfolgreich um das Amt, das er von 1925 bis 1929 innehaben sollte. Als Bürgermeister war er nicht nur Verwaltungschef, sondern auch Vorsitzender der damaligen Gemeindeparlamente des „Gemeinderates“ und dem „Bürgerausschusses“; doch der überzeugte Demokrat hatte nicht immer einen leichten Stand gegen nationalkonservative Kräfte, die nicht akzeptieren wollten, dass Arbeiter- und Soldatenräte mit der Revolution 1918 ihre „alte Ordnung“ gestürzt hatten.
Unterstützung hingegen fand er unter anderem bei dem ebenfalls 1925 nach Walldürn gezogenen Hauptlehrer Fridolin Bischof, der bekennender Sozialdemokrat war und den damals noch stark von der Arbeiterbewegung geprägten Ortsverein der SPD für bürgerliche Kräfte öffnete. Gemeinsam setzten sie sich für die Verbesserung der sozialen Lage der Arbeiterschaft und ihrer Familien ein.
Bereits in seiner ersten Amtszeit gelang es Arthur Trautmann, wichtige Akzente in Walldürn zu setzen. So nahm er als eine Maßnahme zur Verbesserung der Infrastruktur und Modernisierung der Verwaltung, den Umbau und Renovierung des alten Rathauses in Angriff, bei dem das historische Fachwerk wieder freigelegt wurde und das Rathaus sein heutiges Aussehen erhielt. Eine neue Rathausuhr samt Glocken (die alten Glocken wurden im 1. Weltkrieg beschlagnahmt) sowie repräsentative Rathausmöbel, die teilweise noch heute in Verwendung sind, wurden ebenfalls beschafft. Anlässlich der Einweihung des renovierten Rathauses feierte Walldürn 1927 den Heimattag mit großem historischem Festzug.
Weitere herausragende Erfolge der ersten Amtszeit von Arthur Trautmann waren der Unterrichtsbeginn an der Bezirkshandelsschule (kaufmännische Schule) im Jahr 1926 und die Grundsteinlegung der Jugendherberge 1929. Dennoch entschied sich Trautmann 1929 sich auf die Bürgermeisterstelle in Schwetzingen zu bewerben. Den Bürgermeistersessel der Residenzstadt musste er bereits 1933 auf Druck der neuen Machthaber des „Dritten Reiches“ verlassen.
Erst nach dem Untergang des „Dritten Reiches“ konnte sich Trautmann wieder politisch betätigen. Die Walldürner Sozialdemokraten konnten Dr. Trautmann 1948 für eine erneute Kandidatur in Walldürn gewinnen. „Aus allen Ständen der dortigen Bevölkerung geht mir der Wunsch zu, mich erneut für das Amt des Bürgermeisters der Stadtgemeinde Walldürn zur Verfügung zu stellen“, so die einleitenden Worte Trautmanns bei seiner Bewerbung um das Amt. Schon nach dem ersten Wahlgang am 1. Februar 1948 wurde klar, wer künftig die Geschicke Walldürns lenken sollte. Auch wenn er nicht die erforderliche absolute Mehrheit der Stimmen erzielen konnte, setzte sich Dr. Trautmann mit einem deutlichen Vorsprung gegen seine Mitbewerber, darunter auch der amtierende Bürgermeister Dr. Schmidt, durch. Im zweiten Wahlgang wurde er dann mit 94,8 Prozent der abgegebenen Stimmen auf die Dauer von sechs Jahren zum Bürgermeister gewählt. Bei seiner Wiederwahl 1954 sollte er einen für die damalige Zeit seltenen Vertrauensbeweis erhalten. Mit 98,7 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen wurde in seinem Amt bestätigt.
Die Vorzeichen, unter den Dr. Arthur Trautmann sein Bürgermeisteramt antrat, waren alles andere als günstig: drei Jahre nach dem katastrophalen 2. Weltkrieg herrschte in Nordbaden Notstand - die Versorgungslage war immer noch prekär, die wirtschaftliche und soziale Lage weitestgehend armselig. In den folgenden 18 Jahren sollte Trautmann vehement dafür kämpfen, dass die lange vernachlässigte Region ihren Anteil am wirtschaftlichen Aufschwung erlangt. Allzu oft musste sich Trautmann dabei gegen Wiederstände der konservativen Gemeinderatsmehrheit durchsetzen – oft auch auf unkonventionellen Wegen.
Geradezu beispielhaft für Trautmanns großen Pragmatismus und seine Bereitschaft, auch unkonventionelle Wege zu gehen, ist die Gewinnung der Bundeswehrgarnison für Walldürn. Zu einem Zeitpunkt, als in der jungen Bundespolitik die Frage der Wiederbewaffnung kontrovers diskutiert wurde, forderte Trautmann, dass das „Badische Hinterland“ prüfen müsse, ob es seinen Anteil an dieser Entwicklung einfordern wolle. Dabei wollte sich Trautmann nicht auf Grundsatzdiskussionen über das Für oder Wider die Aufstellung einer bundesdeutschen Armee einlassen. Für Trautmann war klar, sollte die Wiederbewaffnung kommen, muss die hiesige Region diese Chance ergreifen. So ist es vor allem ihm zu verdanken, dass sich Walldürn heute „Wallfahrts- und Garnisonstadt“ nennen kann.
Mit großem politischem Geschick gelang es Dr. Arthur Trautmann aus der landwirtschaftlich geprägten Kleinstadt Walldürn eine moderne Wohn-, Schul-, Amts- und Garnisonstadt zu entwickeln. Gemeinsam mit dem späteren Direktor Fritz Sebastian ist es ihm gelungen, mit der Wirtschaftsoberschule (dem heutigen Wirtschaftsgymnasium) die erste Bildungseinrichtung dieser Art im ländlichen Raum ins Leben zu rufen. Später setzte sich Trautmann tatkräftig dafür ein, dass auch Walldürn eine Realschule erhalten sollte.
Im Jahr 1954 wurde mit der Firma „Richard Rohlf, Elektrofeinmechanisches Werk“ der Grundstein für eine der erfolgreichsten Industrieansiedlungen der Region in Walldürn gelegt. Noch heute ist das Nachfolgeunternehmen einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region.
Trautmann war aber nicht nur der „Macher“, der die Infrastruktur verbessert hat und dem es gelang Institutionen, Schulen und Unternehmen für Walldürn zu gewinnen. Arthur Trautmann war auch ein Mensch der Muse, der gerne Gedichte schrieb und dem die Kultur- und Heimatpflege am Herzen lagen.
Als Würdigung und Anerkennung für seine großen Verdienste um Walldürn erhielt Dr. Trautmann zu seinem 65. Geburtstag im Jahr 1959 eine Ehrenamtskette in Gold verliehen, und an seinem 77. Geburtstag im Jahr 1971 ernannte ihn der Stadtrat zum Ehrenbürger Walldürns. Heute erinnert die „Dr.-Traumann-Straße“ an einen Menschen, der die Entwicklung Walldürns nachhaltig geprägt hat. Im Jahr 1966 verabschiedete sich Dr. Arthur Trautmann von Walldürn und zog nach Müllheim im Markgräflerland, der Heimat seiner Mutter. Am 4. Januar 1974 verstarb Arthur Trautmann in Offenburg. Walldürn ist ihm noch heute zu großem Dank verpflichtet.
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